Junge Künstler_innen aus Polen und Deutschland trafen sich zu einer Kreativwoche im Heiner Janik Haus – Jugendbegegnungsstätte am Tower in Oberschleißheim (JBS) Die Werke, die in der Young Master-Woche entstanden sind, sind ab November im Landratsamt München zu sehen.
Während andere ihre Ferien am Strand oder in den Bergen verbrachten, trafen sich 20 junge Kreative im Heiner Janik Haus – Jugendbegegnungsstätte am Tower (JBS) in Oberschleißheim zu künstlerischem Schaffen und interkultureller Begegnung. Sie sind Teil eines neuen Projekts des Kreisjugendrings München-Land und wurden für das Kunst- und Kulturstipendium „Young Master“ ausgewählt. Bewerben durften sich junge Künstlerinnen und Künstler aus den polnischen Partnerlandkreisen Wieliczka und Krakau sowie aus dem Landkreis München. Ziel ist zum einen die Förderung der deutsch-polnischen Beziehungen, zum anderen aber auch der künstlerische Austausch. So sollten sich bewusst Kulturschaffende aus den drei Bereichen Bildende Kunst, Musik und Performance bewerben, damit vor allem Genre übergreifende Kunstwerke entstehen – ein gelungenes Experiment.
„Die Ergebnisse waren insofern überraschend, da wir Dozenten eine ernsthafte Auseinandersetzung mit anspruchsvollen Themen bemerkt haben. Und ‚anspruchsvoll‘ bedeutet für 15-jährige Teenager oft erst mal theoretisch und langweilig. Der Anspruch ist aber gerade, daraus sein eigenes Thema zu machen. Das ist sowohl eine gestalterische, wie auch intellektuelle Herausforderung, da es viel Freiheit bietet, mit der man aber auch erst mal umgehen können muss“, zieht Stefan Wanzl-Lawrence eine positive Bilanz. Der bildende Künstler und Geschäftsführer Berufsverband bildender Künstler Oberbayern Nord begleitete neben Alexander Maschke (Musiker, Filmmusik, Produzent) und Stefan Stoll (bildender Künstler und Hausleitung der JBS) die 20 Teilnehmer_innen in der Seminarwoche.
Sie waren von einer Jury aus deutschen und polnischen Künstler_innen und Kunsthistoriker_innen im Juni für das Projekt ausgewählt worden. „Positiv überrascht hat mich der Arbeitsgeist. Die Jugendlichen haben von morgens 9 Uhr bis abends um 22/23 Uhr gearbeitet, einige sogar freiwillig mit verkürzten Essenszeiten“, erklärt Stefan Wanzl-Lawrence: „Dabei waren sie offen und haben sich sowohl auf sachliche Aufgaben, wie auch auf Experimente eingelassen. Und diese Offenheit brachte Ergebnisse hervor, die über dem Altersdurchschnitt lagen und von Reife zeugten.“ Entstanden sind alleinstehende oder zum Teil in Zusammenarbeit mit den anderen Teilnehmer_innen interdisziplinäre Kunstwerke. Diese werden ab dem 6. November im Landratsamt ausgestellt und außerdem in einem hochwertigen Ausstellungskatalog abgebildet.
Bevor es für die jungen Kreativen wieder nach Hause ging, klang die Stipendiumswoche (4. bs 11. August) mit einer kleinen „Vernissage“ aus, die von einer ganz besonderen Energie geprägt war. Ein bisschen Aufregung mischte sich mit Erschöpfung, Erleichterung und auch Wehmut, dass es jetzt schon wieder vorbei sein soll. Aber vor allem spürte man eine unheimliche Kreativität und Leidenschaft für die eigene Kunst und die der anderen. Im lichtdurchfluteten Raum der JBS zeigten die jungen Teilnehmer_innen ihre Plastiken aus Ton und Ytong, Radierungen, Fotografien sowie großformatigen Portraits. Drei Musiker_innen präsentieren ihre musikalischen Werke, die entstanden sind. Hackbrett, Klavier und Synthesizer vereint in einer Komposition. Dass das gelingen kann, zeigt „Young Master“. Inspiriert wurden die Musikstücke von den Werken der Bildenden Künstler_innen.
Das Kunst- und Kulturstipendium für Jugendliche und junge Erwachsene „Young Master“ ist übrigens mit dem verstorbenen Altlandrat Heiner Janik verbunden. Für Heiner Janik, dem Initiator und Ideengeber der JBS, sollte die internationale Jugendbegegnungsstätte das Zusammenwachsen zwischen Deutschland und Polen fördern. Deswegen spricht „Young Master“ vor allem junge Künstler_innen aus dem Landkreis München und den polnischen Partnerlandkreisen Krakau und Wieliczka an. Nachdem die Ausstellung 2018 und 2019 in den Landkreisen zu sehen ist, wird das Kunst- und Kulturstipendium 2020 erneut ausgelobt, was Stefan Wanzl-Lawrence freut: „Es ist für die Jugendlichen eine wichtige Bestätigung, die sie zugleich auf ihren Berufswunsch vorbereitet. Gerade bei den jungen Teilnehmer_innen sind zugleich Blauäugigkeit, Unsicherheit und Ängste vorhanden, die in einer Gruppe mit gleichen Interessen abgebaut werden können.“