
Die Herausforderungen in der ehrenamtlichen Kinder- und Jugendarbeit lassen sich nicht im Alleingang bewältigen – das wurde auch bei der diesjährigen Vollversammlung des Kreisjugendring München-Land (KJR) deutlich. Unter dem Schwerpunkt „Vernetzung der Jugendverbände“ kamen am vergangenen Samstag, den 24. Mai 2025 rund 40 Delegierte aus den 35 Mitgliedsverbänden im Jugendkulturhaus Gleis 1 in Unterschleißheim zusammen. Ziel war es, Erfahrungen auszutauschen, gute Praxisbeispiele zu teilen und neue Ideen für eine stärkere Zusammenarbeit zu entwickeln.

„Wo sind Möglichkeiten, gemeinsam vorwärts zu gehen?“, fragte Sarah Stadler, stellvertretende Jugendamtsleiterin im Landkreis München, in ihrem Grußwort zum Auftakt – und traf damit den Kern der Veranstaltung. Die Mitgliedsverbände bringen eine enorme inhaltliche sowie strukturelle Vielfalt mit. „Diese Vielfalt ist eine Chance, kein Problem“, betonte Stadler. Man könne sie nutzen, um etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen und Ressourcen zu bündeln.
Als oberstes beschlussfassendes Gremium des KJR ist die Vollversammlung der richtige Ort, um diesen Austausch zu fördern. Von der Jugendfeuerwehr, der THW-Jugend über die Evangelische und Katholische Jugend, den Naturschutzbund bis hin zur Deutschen Jugend in Europa, der Schützen- oder der Trachtenjugend, das Spektrum des ehrenamtlichen Engagements ist groß. Alle Verbände sehen sich ähnlichen Herausforderungen gegenüber, oft bedingt durch die ehrenamtlichen Strukturen. Nach einem umfangreichen Tätigkeitsbericht und der Vorstellung der von der Revision gelobten Jahresrechnung, bot der Vorstand deshalb ein vielseitiges Angebot zum Austausch an. Gemeinsam mit KJR-Fachreferent*innen konnten sich die Delegierten an neun Thementischen mit ganz unterschiedlichen Vernetzungsaspekten auseinandersetzen: von Ferienangeboten, politischen Netzwerken, Bildungslandschaften bis hin zur Frage, ob vielleicht eine App für Jugendverbände die Lösung ist.

Daniel Gögelein hört sich die Anliegen der Delegierten am Thementisch „Politisch Netzwerken“ an. Als Vorsitzender kommt er regelmäßig mit Landtagsabgeordneten der verschiedenen Parteien im Landkreis München ins Gespräch und teilt seinen Erfahrungsschatz. Die politische Überlegung einen 10-Stunden-Arbeitstag einzuführen, wäre das Ende für das Ehrenamt, befürchtet ein Delegierter der Jugendfeuerwehr zum Beispiel. Bedenken, die der Kreisjugendring, aber auch die Verbände selbst in den politischen Diskurs einbringen müssen. Die Bedeutung von ehrenamtlichem Engagement für die Gesellschaft bei Entscheidungsträgern sichtbar zu machen, ist eine unerlässliche Aufgabe geworden. Dabei betont Gögelein, in den Gesprächen deutlich Haltung zu zeigen.
Die zeitlichen Ressourcen im Ehrenamt sind allerdings knapp. Umso wichtiger ist es, sich zum Beispiel beim Thema Ferienangebote gut zu vernetzen. Kosten-günstige Fortbildungen von einzelnen Verbänden, wie Jugendleiter*innen-schulungen oder Erste-Hilfe-Kurse, könnten beispielsweise für andere geöffnet und Synergien genutzt werden. Auch Ferienportale, wie „feripro“ in der Gemeinde Kirchheim, sind eine gute Möglichkeit für die Jugendverbände ihre Zielgruppe zu erreichen. Allianzen schaffen, sei das A und O resümiert eine Delegierte: mit weiteren Jugendverbänden, aber auch mit anderen Akteur*innen der Kinder- und Jugendarbeit.

Hier setzt auch der Thementisch „Bildungslandschaften & Ganztag“ an: Die Kooperation von Verbänden mit Schulen kann nicht nur für die Mitgliederakquise wertvoll sein, sie bietet auch die Möglichkeiten, Themen und Werte zu platzieren. Bildung ist schließlich nicht nur Schulsache. Der Gedanke liegt nah, aber „wenn man Ehrenamt stärken will, dann müssen die Städte und Gemeinden Strukturen schaffen, damit Akteure an einer Bildungslandschaft überhaupt mitwirken können. Und auch die Wirtschaft muss ihren Beitrag dazu leisten.“, stellt Elisabeth Moroder-Özcan, Kommunale Jugendpflegerin fest.
Für gute Netzwerke sind alle gefragt. Die Vollversammlung ist durch die Möglichkeit, Wissen und Erfahrungen untereinander auszutauschen und über den Tellerrand des eigenen Verbandes hinauszublicken, ein perfektes Format, um den Anfang bei vielen Themen zu machen. „Hier gehen Impulse aus. Wir brauchen die Impulse von jungen Menschen, um gute Strukturen zu schaffen“, ermutigte Sarah Stadler vom Landkreis München schon zu Beginn.